von G. Quaglia

Ein Abend im Mai. Am Horizont zeichnen sich die Lichter von Novaras Skyline ab, in der eine helle Spitze zu erkennen ist: die Kuppel vom Hg. Gaudenzio-Dom. In der Dunkelheit, die die Reisfelder umgibt, blitzen tausende kleine Funken: Glühwürmchen, die Zeichen einer alten Welt, die lange verloren schien. Für eine lange Zeit gab es keine Glühwürmchen mehr, nachdem sie vom intensiven Gebrauch von Pestiziden und von einer immer lebensfeindlicher werdenden Umgebung weggejagt wurden. Als sich aber Herr Cesare Tromellini und seine Frau Ana Gremminger (Bild) vor einigen Jahren entschlossen, den San Maiolo Hof zu übernehmen, setzten sie sich dafür ein, den Zauber der Vergangenheit wieder aufleben zu lassen. Sie holten alte umweltverträgliche Anbauverfahren zurück und antizipierten somit im Grunde die moderne nachhaltige Landwirtschaft.

Sie entdeckten eine Welt wieder, die vielleicht auch der Abt Maiolus, nach dem der San Maiolo Hof benannt ist, in seiner Zeit kennenlernte. Der Gründer des Cluniazensischen Ordens reiste nämlich durch diese Länder auf seinem Weg von Frankreich nach Rom im späten 10. Jahrhundert. Manche glauben, dass er sich einige Zeit auch in der Vorstadt von Novara aufhielt. Nach dem Tod und der Heiligsprechung des Abtes Maiolus, vierten Abtes von Cluny, verbreitete sich sein Wort durch ganz Europa und besonders in Italien. Eins ist sicher: Bereits 1039 stand eine Kapelle im Namen des Heiligen Maiolus am Ort des heutigen San Maiolo Hofs. Sie wurde von seinen Jüngern gebaut: Die Äbte, die ihm nachfolgten, verbreiteten sein Wort auch durch den Bau von Abteien und Gutshöfen, die von Mönchsgemeinschaften geführt wurden. Es scheint sehr wahrscheinlich, dass auch der heutige San Maiolo Hof ursprünglich ein Gutshof unter der Kontrolle einer cluniazensischen Abtei war.

Heute sind die Mönche schon lange nicht mehr da. Über die Jahrhunderte wechselte der Bauernhof mehrmals seinen Besitzer, aber der Grundgedanke der cluniazensischen Tätigkeit, durch Arbeit und Gebet geprägt, bleibt noch heute. Das offensichtlichste Zeichen dafür ist vielleicht die kleine Kapelle in der Mauer, die auf den inneren Hof hinausgeht. Die Kapelle wird noch heute verwendet, und Cesare und Ana kümmern sich liebevoll um ihre Erhaltung. Auf dem Altar steht eine Holzbüste vom Heiligen Maiolus aus dem 17. Jahrhundert. Alles im Hof scheint von der Vergangenheit zu berichten: Ein Beispiel ist der alte Speisesaal der Mönche, der heute renoviert und in einen Konferenzsaal umgewandelt wurde.

San Maiolo ist mehr als ein landwirtschaftlicher Betrieb: Er ist auch ein Lernbauernhof für Schulen. Rund um den Hof ist viel mehr zu beobachten als Glühwürmchen: Kiebitze, Stelzenläufer, Stockenten, Seidenreiher, Nachtreiher, Graureiher, Purpurreiher, Silberreiher, und Flussuferläufer. Ihr Lebensraum besteht hauptsächlich aus zwei breiten Feuchtgebieten, die während eines Großteils des Jahres nass gehalten werden, was zur spontanen Entwicklung der Vegetation führt. Zu ihrem Lebensraum trägt auch eine lange Reihe von großen Eichen bei.

Der unbestrittene Protagonist ist aber der Reis. Der San Maiolo Hof folgt den Prinzipien der integrierten Landwirtschaft und ist mit dem Siegel des italienischen Systems der Nationalen Qualität der Integrierten Landwirtschaft (SQNPI) ausgezeichnet. Minimale Umweltbelastung, Fruchtfolge und Umweltfreundlichkeit: Dadurch hat der San Maiolo Hof sogar das Global G.A.P. Zertifikat (das internationale Qualitätssicherungs- und Zertifizierungssystem für die Landwirtschaft) erhalten.

Der Hof baut drei Reissorten an: Weißen Carnaroli, Vollkorn-Carnaroli, und Vialone Nano. Auf den Reisverpackungen gibt es selbstverständlich einen Hinweis auf die mittelalterliche Vergangenheit des Hofs, mit einem Abbild vom Heiligen Maiolus. Und auch dieses Jahr scheint der Heilige wirklich einen Blick auf den Hof geworfen zu haben: Trotzt des ungewöhnlich langen Sommers mit überdurchschnittlichen Temperaturen, hat die Ernte nicht zu viel gelitten.